Hochzeitsfeiern von kurz bis spät
Zwei Hochzeitsfeiern wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können: Wir hatten gestern Abend die Gelegenheit, einer chinesischen Hochzeitsfeier beizuwohnen und im Anschluss mit deutschen Freunden ihre Hochzeit nachzufeiern. So viel junges Glück ist an einem Abend ja kaum zu fassen!
Zunächst die Hochzeitsfeier der Tochter unseres Fahrers nach traditioneller chinesischer Prozedur: Gegen halb sechs trafen wir im Hotel ein, wo die Zeremonie stattfinden sollte. Sehr freudig stellte unser Fahrer uns seine Frau und das Brautpaar vor, die sich mehrfach für unsere Teilnahme bedankten. Umgekehrt bedankten wir uns für die Einladung, mehr war aufgrund sprachlicher Barrieren und im Getümmel zwischen Tür und Angel nicht möglich. (In solchen Situationen bemerkt man besonders die kulturellen Hürden: Wie ist das beispielsweise mit dem Händeschütteln? In Deutschland eine Selbstverständlichkeit, aber hier allenfalls ein Kann. Wer macht den Anfang? Was erwartet der Gegenüber?)
Beim Betreten des Saales waren alle Augen auf uns gerichtet. Manchmal ist man hier eben ein Superstar! Unser Fahrer brachte uns an einen der runden Tische und stellte uns kurz darauf seiner Mutter vor, die sich auch noch etliche Male für unser Kommen bedankte und angeblich zuvor noch nie zu Ausländern Kontakt hatte. So gut es ging, lobten wir ihren Sohn in ihrem Beisein, was sie sehr freute und umgehend weitere Dankeshymnen auslöste. Anschließend wurden wir in die Obhut einer Kollegin der Braut gegeben, die des Englischen mächtig und damit eine echte Hilfe war, die folgende Prozedur zu verstehen.
Als sich der Saal gefüllt hatte, wurden erste kalte Speisen aufgetischt. Nach und nach kategorisierten wir die eintreffenden Gerichte hinsichtlich Essbarkeit. Statt dem Abendessen begann aber nun der offizielle Teil der Veranstaltung: Im abgedunkelten Saal wartete der in einem schwarzen Anzug agierende Bräutigam auf der Bühne auf die Braut, die zusammen mit ihren Eltern auf einem roten Teppich den Raum betrat. Gemäß der traditionellen Zeremonie bedankte sich die Braut herzlich bei ihren Eltern und verabschiedete sich symbolisch von ihnen. Das war wirklich rührend. Anschließend ging sie auf die Bühne zu ihrem Zukünftigen.
Im weiteren Verlauf versprachen sich die neuen Eheleute vor der versammelten Festmannschaft Liebe und Treue, was ein wenig an den Ritus westlicher Kirchen erinnerte, bei dem sich die Ehepartner gegenseitig als Mann bzw. Frau annehmen. Anschließend wurden Ringe ausgetauscht und die frisch Verheirateten durften sich küssen. Das ganze wurde moderiert von einem professionellen Sprecher mit hypnotisierender Stimme, eine Hand voll Bühnentechniker tauchten die Akteure in das rechte Licht und sorgten in allen Stadien für gediegene Beschallung. Eine sehr gelungene Inszenierung.
Daraufhin ging es richtig los: Das Essen begann! Die Vorspeisen waren noch nicht einmal zur Hälfte analysiert, da wurden schon unglaubliche Mengen an Hauptspeisen aufgefahren. Wie wir später erfahren durften, handelte es sich um Speisen, die typischerweise bei Hochzeiten serviert werden. Warum, ließ sich nicht abschließend klären. Das ist halt so. Unser Favorit war die Peking Ente, die allerdings schwierig zu essen ist, und ein Bambusgemüse. Die Haifischflosse ignorierten wir ebenso wie diverse Meeresfrüchte-Suppen und die Schildkröte. Letztere fand aber auch unter den chinesischen Mitessern an unserem Tisch kaum Freunde. Für die Hochzeitstorte fehlte das richtige Werkzeug, aber wir waren auch gar nicht so hungrig.
Während des Essens tauchten die Brautleute immer mal wieder auf der Bühne auf, jedes Mal in einem anderen Outfit. Neben symbolischen Aktivitäten wie dem gegenseitigen Austauschen der Eltern gab es eine Verlosung: Für einige Gäste mit Sicherheit der Höhepunkt der Veranstaltug! Glücklicherweise blieb uns ein Gewinn erspart. Obwohl sich die Chinesen um uns herum sicherlich sehr für uns gefreut hätten. (Wir hatten schon Angst, dass die Tombola getürkt sein könnte, und wir - als Ehrengäste - den Hauptpreis gewinnen würden. Gewundert hätte es uns nicht.) Alles in allem eine große Gaudi.
Im nächsten Schritt zog das Brautpaar mit Gläsern und Flaschen von Tisch zu Tisch, um mit den Gästen anzustoßen. In dem meisten Fällen ging das zügig, weil jeweils der gesamten Tischgruppe zugeprostet wurde. Nur von den Freunden des Bräutigams bestanden mehrere junge Leute darauf, mit dem Frischvermählten individuell ein Gläschen Likör zu leeren, was die gesamte Runde Zeit und den armen Frackträger schließlich einiges an Zurechnungsfähigkeit kostete.
Dann war es aber auch schon kurz nach acht Uhr (abends), die Feier dauerte also schon etwas mehr als zwei Stunden, und die ersten Gäste wurden unruhig. Obwohl sich auf den Tischen noch Gerichte für drei Wochen türmten, verabschiedeten sich die ersten. Nach weiteren Minuten war bereits der halbe Saal leer. Wir nutzten die Verwirrung, um mit unserem Fahrer und seiner Frau ein, zwei Becher Bier zu trinken. Sonst ist das schließlich schlecht möglich: Einer von uns muss ja immer fahren. ;-)
Es muss gegen halb neun gewesen sein, als auch wir uns dann verabschiedeten. Die Frau unseres Fahrers raffte spontan noch die verbliebenen Süßigkeiten der Tischdekoration zusammen, um sie uns mitzugeben. Nach weiteren Dankeslitaneien von beiden Seiten und der persönlichen Verabschiedung von der Braut (der Bräutigam war vermutlich gerade beim Magenauspumpen) wurden wir von den Brauteltern bis zum Taxi geleitet. Das war wirklich süß!
Noch etwas irritiert von der Geschwindigkeit der Feier machten wir uns also auf zur westlichen Hochzeitsfeier von unseren lieben Freunden, die nach legendären Junggesellenabschieden in Shanghai vor kurzem in Deutschland ihre Hochzeit begangen hatten und nun mit zwei anderen Frischverheirateten deutsch-deutschen bzw. deutsch-chinesischen Pärchen nachfeierten. Was wir dort vorfanden entsprach natürlich eher unseren Vorstellungen von einer "Feier", immerhin wurde noch gefeiert, auch wenn es natürlich keine offizielle Zeremonie gab.
Originellerweise fand die Veranstaltung im Spa-Bereich im oberen Stockwerk eines Hotels statt, was eine sehr entspannte Atmosphäre und von der Dachterrasse einen einmaligen Ausblick auf die andere Seite der Stadt ermöglichte. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um uns etwas vom Buffet zu nehmen, denn übermäßig satt hatten wir die erste Hochzeitsfeier des Abends nicht verlassen. Es gab Hefeweizen vom Fass, und ein DJ hauchte dem Volk auf der Tanzfläche nach und nach Leben ein, zu späterer Stunde originellerweise auch mit deutschem Liedgut. Wenn man mit Blick auf die Skyline von Pudong Hits wie "Freiheit" oder "Westerland" mitgrölensingen kann, sind das einzigartige Erlebnisse. Unbezahlbar!
Interessant waren ohne Zweifel beide Hochzeitsfeiern des Abends, aber am Ende des Tages weiß man natürlich schon, wo man zu Hause ist. (Das ist in diesem Fall rein metaphorisch zu verstehen.) Wir haben uns auch gefragt, warum die Chinesen so seltsam kurz feiern, obwohl der Aufwand doch ähnlich groß ist wie bei einer ausgiebigen Hochzeitsparty im Westen. Aber vieles bleibt hier eben einfach ein Rätsel. Also freuen wir uns einfach, dass wir dabei sein durften. Der Abend war gewiss nicht langweilig!
Zunächst die Hochzeitsfeier der Tochter unseres Fahrers nach traditioneller chinesischer Prozedur: Gegen halb sechs trafen wir im Hotel ein, wo die Zeremonie stattfinden sollte. Sehr freudig stellte unser Fahrer uns seine Frau und das Brautpaar vor, die sich mehrfach für unsere Teilnahme bedankten. Umgekehrt bedankten wir uns für die Einladung, mehr war aufgrund sprachlicher Barrieren und im Getümmel zwischen Tür und Angel nicht möglich. (In solchen Situationen bemerkt man besonders die kulturellen Hürden: Wie ist das beispielsweise mit dem Händeschütteln? In Deutschland eine Selbstverständlichkeit, aber hier allenfalls ein Kann. Wer macht den Anfang? Was erwartet der Gegenüber?)
Beim Betreten des Saales waren alle Augen auf uns gerichtet. Manchmal ist man hier eben ein Superstar! Unser Fahrer brachte uns an einen der runden Tische und stellte uns kurz darauf seiner Mutter vor, die sich auch noch etliche Male für unser Kommen bedankte und angeblich zuvor noch nie zu Ausländern Kontakt hatte. So gut es ging, lobten wir ihren Sohn in ihrem Beisein, was sie sehr freute und umgehend weitere Dankeshymnen auslöste. Anschließend wurden wir in die Obhut einer Kollegin der Braut gegeben, die des Englischen mächtig und damit eine echte Hilfe war, die folgende Prozedur zu verstehen.
Als sich der Saal gefüllt hatte, wurden erste kalte Speisen aufgetischt. Nach und nach kategorisierten wir die eintreffenden Gerichte hinsichtlich Essbarkeit. Statt dem Abendessen begann aber nun der offizielle Teil der Veranstaltung: Im abgedunkelten Saal wartete der in einem schwarzen Anzug agierende Bräutigam auf der Bühne auf die Braut, die zusammen mit ihren Eltern auf einem roten Teppich den Raum betrat. Gemäß der traditionellen Zeremonie bedankte sich die Braut herzlich bei ihren Eltern und verabschiedete sich symbolisch von ihnen. Das war wirklich rührend. Anschließend ging sie auf die Bühne zu ihrem Zukünftigen.
Im weiteren Verlauf versprachen sich die neuen Eheleute vor der versammelten Festmannschaft Liebe und Treue, was ein wenig an den Ritus westlicher Kirchen erinnerte, bei dem sich die Ehepartner gegenseitig als Mann bzw. Frau annehmen. Anschließend wurden Ringe ausgetauscht und die frisch Verheirateten durften sich küssen. Das ganze wurde moderiert von einem professionellen Sprecher mit hypnotisierender Stimme, eine Hand voll Bühnentechniker tauchten die Akteure in das rechte Licht und sorgten in allen Stadien für gediegene Beschallung. Eine sehr gelungene Inszenierung.
Daraufhin ging es richtig los: Das Essen begann! Die Vorspeisen waren noch nicht einmal zur Hälfte analysiert, da wurden schon unglaubliche Mengen an Hauptspeisen aufgefahren. Wie wir später erfahren durften, handelte es sich um Speisen, die typischerweise bei Hochzeiten serviert werden. Warum, ließ sich nicht abschließend klären. Das ist halt so. Unser Favorit war die Peking Ente, die allerdings schwierig zu essen ist, und ein Bambusgemüse. Die Haifischflosse ignorierten wir ebenso wie diverse Meeresfrüchte-Suppen und die Schildkröte. Letztere fand aber auch unter den chinesischen Mitessern an unserem Tisch kaum Freunde. Für die Hochzeitstorte fehlte das richtige Werkzeug, aber wir waren auch gar nicht so hungrig.
Während des Essens tauchten die Brautleute immer mal wieder auf der Bühne auf, jedes Mal in einem anderen Outfit. Neben symbolischen Aktivitäten wie dem gegenseitigen Austauschen der Eltern gab es eine Verlosung: Für einige Gäste mit Sicherheit der Höhepunkt der Veranstaltug! Glücklicherweise blieb uns ein Gewinn erspart. Obwohl sich die Chinesen um uns herum sicherlich sehr für uns gefreut hätten. (Wir hatten schon Angst, dass die Tombola getürkt sein könnte, und wir - als Ehrengäste - den Hauptpreis gewinnen würden. Gewundert hätte es uns nicht.) Alles in allem eine große Gaudi.
Im nächsten Schritt zog das Brautpaar mit Gläsern und Flaschen von Tisch zu Tisch, um mit den Gästen anzustoßen. In dem meisten Fällen ging das zügig, weil jeweils der gesamten Tischgruppe zugeprostet wurde. Nur von den Freunden des Bräutigams bestanden mehrere junge Leute darauf, mit dem Frischvermählten individuell ein Gläschen Likör zu leeren, was die gesamte Runde Zeit und den armen Frackträger schließlich einiges an Zurechnungsfähigkeit kostete.
Dann war es aber auch schon kurz nach acht Uhr (abends), die Feier dauerte also schon etwas mehr als zwei Stunden, und die ersten Gäste wurden unruhig. Obwohl sich auf den Tischen noch Gerichte für drei Wochen türmten, verabschiedeten sich die ersten. Nach weiteren Minuten war bereits der halbe Saal leer. Wir nutzten die Verwirrung, um mit unserem Fahrer und seiner Frau ein, zwei Becher Bier zu trinken. Sonst ist das schließlich schlecht möglich: Einer von uns muss ja immer fahren. ;-)
Es muss gegen halb neun gewesen sein, als auch wir uns dann verabschiedeten. Die Frau unseres Fahrers raffte spontan noch die verbliebenen Süßigkeiten der Tischdekoration zusammen, um sie uns mitzugeben. Nach weiteren Dankeslitaneien von beiden Seiten und der persönlichen Verabschiedung von der Braut (der Bräutigam war vermutlich gerade beim Magenauspumpen) wurden wir von den Brauteltern bis zum Taxi geleitet. Das war wirklich süß!
Noch etwas irritiert von der Geschwindigkeit der Feier machten wir uns also auf zur westlichen Hochzeitsfeier von unseren lieben Freunden, die nach legendären Junggesellenabschieden in Shanghai vor kurzem in Deutschland ihre Hochzeit begangen hatten und nun mit zwei anderen Frischverheirateten deutsch-deutschen bzw. deutsch-chinesischen Pärchen nachfeierten. Was wir dort vorfanden entsprach natürlich eher unseren Vorstellungen von einer "Feier", immerhin wurde noch gefeiert, auch wenn es natürlich keine offizielle Zeremonie gab.
Originellerweise fand die Veranstaltung im Spa-Bereich im oberen Stockwerk eines Hotels statt, was eine sehr entspannte Atmosphäre und von der Dachterrasse einen einmaligen Ausblick auf die andere Seite der Stadt ermöglichte. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um uns etwas vom Buffet zu nehmen, denn übermäßig satt hatten wir die erste Hochzeitsfeier des Abends nicht verlassen. Es gab Hefeweizen vom Fass, und ein DJ hauchte dem Volk auf der Tanzfläche nach und nach Leben ein, zu späterer Stunde originellerweise auch mit deutschem Liedgut. Wenn man mit Blick auf die Skyline von Pudong Hits wie "Freiheit" oder "Westerland" mit
Interessant waren ohne Zweifel beide Hochzeitsfeiern des Abends, aber am Ende des Tages weiß man natürlich schon, wo man zu Hause ist. (Das ist in diesem Fall rein metaphorisch zu verstehen.) Wir haben uns auch gefragt, warum die Chinesen so seltsam kurz feiern, obwohl der Aufwand doch ähnlich groß ist wie bei einer ausgiebigen Hochzeitsparty im Westen. Aber vieles bleibt hier eben einfach ein Rätsel. Also freuen wir uns einfach, dass wir dabei sein durften. Der Abend war gewiss nicht langweilig!
stolli - 6. Dez, 20:40