Peking, Tag II
Weil unser Ausflug zur Chinesischen Mauer um acht Uhr Ortszeit beginnen sollte, begannen wir unser Frühstück an diesem Tag etwas früher als am Vortag. Umso frischer waren Käse und Wurst des Frühstücksbuffets, das sonst mangels Nachfrage am Wochenende nur selten aufgefüllt wurde.
Gegen acht meldete sich eine junge Frau per Telefon, dass sie uns zum Ausflug zur Chinesischen Mauer abholen wollte. Wunderbar, wir trafen uns in der Lobby und gingen gemeinsam zum Auto. Beim Anblick des Wagens beschlich uns zum ersten Mal das Gefühl, den Preisvergleich bei den Ausflugspaketen zu konsequent betrieben zu haben. Da wartete ein alter Peugeot-Kombi auf uns, dessen Kofferraum mit einer zusätzlich Sitzbank zum Kleinbus ausgebaut war. Aber man hätte da sogar einigermaßen gemütlich sitzen können, wenn nicht latent ein beißender Benzin- oder Abgasgeruch wahrnehmbar gewesen wäre.
Das wacklige Gefährt tat der Laune auf den ersten Kilometern allerdings keinen Abbruch. Selbst als sich unsere etwas schüchterne Reiseleiterin als "Sunny" vorstellte und als erstes Ziel eine Seidenfabrik ausrief, nickten wir gutmütig. Die Stimmung kippte erst, als wir die Ausstellungsfläche des Betriebes zweimal durchlaufen hatten und mit dem unverblümten Hinweis "auf einen Kooperationsvertrag" zwischen dem Tourveranstalter und dem Seidenproduzenten zum weiteren Verbleib von "maybe 30 minutes" aufgefordert wurden. An dieser Stelle machten wir klar, dass wir schon diverse Seidenfabriken gesehen hatten und nun endlich zur Chinesischen Mauer wollten. Das wurde dann auch so akzeptiert.
Die weitere Fahrt verlief weitestgehend störungsfrei: Die ersten Schlaglöcher jenseits der Autobahn beantworteten die Frage nach dem Zustand der Stoßdämpfer unüberhörbar. Durch das Öffnen der Fenster vermochten wir die Kohlenmonoxidkonzentration im Wageninnern immer besser zu kontrollieren. Anfallende Autobahngebühren konnten wir nach kurzer Kontroverse auf die Reiseleitung und den Fahrer abwälzen. Uns so erreichten wir nach etwa zweistündiger Fahrt die Mauer.
Wir hatten uns bewusst für den Besuch des Mauerabschnitts "Mutianyu" entschieden, der nicht ganz so überlaufen sein sollte wie die näher an Peking gelegenen Bereiche. Trotzdem war am Fuße der Mauer schwer was los. Schon auf dem Weg vom Parkplatz zum Eingang wurden uns Getränke und allerhand mehr oder weniger nützliche Souvenirs angeboten. Schließlich brachte uns eine Seilbahn über die Baumwipfel bis vor die Mauer.
Die letzten Meter legten wir auf einer kleinen Treppe zurück, bevor wir nach links auf den breiten Schutzwall einbogen. Und auch dort wurden wir von geschäftstüchtigen Kleinunternehmern empfangen, die mit "ice cold water, ice cold beer, buy now, drink later" für ihr Sortiment warben. Das wiederholte sich etwa alle 300 Meter. Da der Weg auf der Mauer mit vielen Abstiegen und Steigungen in der Mittagssonne aber wirklich anstrengend war, schien das wiederkehrende Angebot durchaus angemessen.
Doch der mühsame Weg lohnte sich: Die Mauer ist ein beeindruckendes Bauwerk, die unterschiedlichen Wehrtürme, Treppen und Steigungen bieten über viele hundert Meter hinweg viel Abwechslung. Und die Aussicht auf weitere Mauerabschnitte, die sich kilometerweit über Berge und Täler schlängeln, ist phänomenal! Wir wissen nicht genau, wie lange oder wie weit wir auf der Mauer gelaufen sind, aber es waren sicherlich zwei Stunden.
Auf dem Rückweg gönnten wir uns unterhalb der Mauer noch einen Pfannkuchen lokaler Bauart. Der war so lecker, dass man ihn auch auf einem deutschen Weihnachtsmarkt für den vier- bis fünffachen Preis als "Crêpe" hätte verkaufen können.
Die Rückfahrt zum Hotel führte uns noch über eine Porzellanmanufaktur. "Sunny" hatte zuvor unsere Bereitschaft abgefragt und mit dem beschwichtigenden Hinweis "no time limit" für Sympathien geworben. Auch wenn es dort ebenfalls vor allem um den Verkauf der Produkte ging, war die Besichtigung aber deutlich interessanter als bei den Seidenraupen. So lernten wir, dass bestimmte chinesische Vasen ein Kupfergerüst in sich tragen. Und schließlich kauften wir sogar noch ein, zwei Stücke, was "Sunny" natürlich unendlich freute. So konnten wir dann auch zurück am Hotel versöhnt auseinander gehen.
Für das Abendessen hatten wir uns dem Aufenthaltsort entsprechend eine Peking-Ente vorgestellt. Also machten wir uns auf den Weg ins renommierte "Quan Ju De", eines der berühmtesten Restaurants für Peking-Enten. Da das Lokal über 1.500 Sitzplätze auf mehreren Etagen verfügt, ist die Zuordnung auf die stark nachgefragten Tische straff organisiert. Am Eingang des Lokals erhält man einen nummerierten Zettel - und geht am besten direkt wieder auf die Straße, wo man noch in erträglicher Lautstärke vernehmen kann, welche Nummern (auf Chinesisch) aufgerufen werden. Sobald die eigene Nummer zitiert wird, kommt man zumindest schon mal in die vorgesehen Etage, wo man wieder einige Minuten wartet. Und dann geht es auch schon los. :-)
Die Speisekarte des Hauses kannte - wie eigentlich nicht anders zu erwarten war - vor allem Ente in allen Formen und Ausprägungen. Wir griffen natürlich zur traditionellen Peking Ente, was zur Folge hatte, dass der gebratene Vogel uns zunächst in Gänze am Tisch vorgeführt wurde, bevor er vom Koch fachgerecht zerlegt wurde. Nichts für Stadtkinder! Unser Hinweis "We don't want the head!" wurde vom anwesenden Personal auch nur mit Unverständnis akzeptiert. Anschließend konnten wir uns auf das Fleisch des köstlichen Tieres stürzen, das traditionell mit einer Art Frühlingszwiebeln und süßlicher Soße in einem kleinen Mehlfladen verpackt genossen wird. Sehr lecker! Abschließend sei noch auf den artistischen Höhepunkt des Tages hingewiesen, für den eine der Servicekräfte einen dieser "Wraps" aus den eben genannten Zutaten wieselflink mit Stäbchen zusammensetzte. Wow!
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Gegen acht meldete sich eine junge Frau per Telefon, dass sie uns zum Ausflug zur Chinesischen Mauer abholen wollte. Wunderbar, wir trafen uns in der Lobby und gingen gemeinsam zum Auto. Beim Anblick des Wagens beschlich uns zum ersten Mal das Gefühl, den Preisvergleich bei den Ausflugspaketen zu konsequent betrieben zu haben. Da wartete ein alter Peugeot-Kombi auf uns, dessen Kofferraum mit einer zusätzlich Sitzbank zum Kleinbus ausgebaut war. Aber man hätte da sogar einigermaßen gemütlich sitzen können, wenn nicht latent ein beißender Benzin- oder Abgasgeruch wahrnehmbar gewesen wäre.
Das wacklige Gefährt tat der Laune auf den ersten Kilometern allerdings keinen Abbruch. Selbst als sich unsere etwas schüchterne Reiseleiterin als "Sunny" vorstellte und als erstes Ziel eine Seidenfabrik ausrief, nickten wir gutmütig. Die Stimmung kippte erst, als wir die Ausstellungsfläche des Betriebes zweimal durchlaufen hatten und mit dem unverblümten Hinweis "auf einen Kooperationsvertrag" zwischen dem Tourveranstalter und dem Seidenproduzenten zum weiteren Verbleib von "maybe 30 minutes" aufgefordert wurden. An dieser Stelle machten wir klar, dass wir schon diverse Seidenfabriken gesehen hatten und nun endlich zur Chinesischen Mauer wollten. Das wurde dann auch so akzeptiert.
Die weitere Fahrt verlief weitestgehend störungsfrei: Die ersten Schlaglöcher jenseits der Autobahn beantworteten die Frage nach dem Zustand der Stoßdämpfer unüberhörbar. Durch das Öffnen der Fenster vermochten wir die Kohlenmonoxidkonzentration im Wageninnern immer besser zu kontrollieren. Anfallende Autobahngebühren konnten wir nach kurzer Kontroverse auf die Reiseleitung und den Fahrer abwälzen. Uns so erreichten wir nach etwa zweistündiger Fahrt die Mauer.
Wir hatten uns bewusst für den Besuch des Mauerabschnitts "Mutianyu" entschieden, der nicht ganz so überlaufen sein sollte wie die näher an Peking gelegenen Bereiche. Trotzdem war am Fuße der Mauer schwer was los. Schon auf dem Weg vom Parkplatz zum Eingang wurden uns Getränke und allerhand mehr oder weniger nützliche Souvenirs angeboten. Schließlich brachte uns eine Seilbahn über die Baumwipfel bis vor die Mauer.
Die letzten Meter legten wir auf einer kleinen Treppe zurück, bevor wir nach links auf den breiten Schutzwall einbogen. Und auch dort wurden wir von geschäftstüchtigen Kleinunternehmern empfangen, die mit "ice cold water, ice cold beer, buy now, drink later" für ihr Sortiment warben. Das wiederholte sich etwa alle 300 Meter. Da der Weg auf der Mauer mit vielen Abstiegen und Steigungen in der Mittagssonne aber wirklich anstrengend war, schien das wiederkehrende Angebot durchaus angemessen.
Doch der mühsame Weg lohnte sich: Die Mauer ist ein beeindruckendes Bauwerk, die unterschiedlichen Wehrtürme, Treppen und Steigungen bieten über viele hundert Meter hinweg viel Abwechslung. Und die Aussicht auf weitere Mauerabschnitte, die sich kilometerweit über Berge und Täler schlängeln, ist phänomenal! Wir wissen nicht genau, wie lange oder wie weit wir auf der Mauer gelaufen sind, aber es waren sicherlich zwei Stunden.
Auf dem Rückweg gönnten wir uns unterhalb der Mauer noch einen Pfannkuchen lokaler Bauart. Der war so lecker, dass man ihn auch auf einem deutschen Weihnachtsmarkt für den vier- bis fünffachen Preis als "Crêpe" hätte verkaufen können.
Die Rückfahrt zum Hotel führte uns noch über eine Porzellanmanufaktur. "Sunny" hatte zuvor unsere Bereitschaft abgefragt und mit dem beschwichtigenden Hinweis "no time limit" für Sympathien geworben. Auch wenn es dort ebenfalls vor allem um den Verkauf der Produkte ging, war die Besichtigung aber deutlich interessanter als bei den Seidenraupen. So lernten wir, dass bestimmte chinesische Vasen ein Kupfergerüst in sich tragen. Und schließlich kauften wir sogar noch ein, zwei Stücke, was "Sunny" natürlich unendlich freute. So konnten wir dann auch zurück am Hotel versöhnt auseinander gehen.
Für das Abendessen hatten wir uns dem Aufenthaltsort entsprechend eine Peking-Ente vorgestellt. Also machten wir uns auf den Weg ins renommierte "Quan Ju De", eines der berühmtesten Restaurants für Peking-Enten. Da das Lokal über 1.500 Sitzplätze auf mehreren Etagen verfügt, ist die Zuordnung auf die stark nachgefragten Tische straff organisiert. Am Eingang des Lokals erhält man einen nummerierten Zettel - und geht am besten direkt wieder auf die Straße, wo man noch in erträglicher Lautstärke vernehmen kann, welche Nummern (auf Chinesisch) aufgerufen werden. Sobald die eigene Nummer zitiert wird, kommt man zumindest schon mal in die vorgesehen Etage, wo man wieder einige Minuten wartet. Und dann geht es auch schon los. :-)
Die Speisekarte des Hauses kannte - wie eigentlich nicht anders zu erwarten war - vor allem Ente in allen Formen und Ausprägungen. Wir griffen natürlich zur traditionellen Peking Ente, was zur Folge hatte, dass der gebratene Vogel uns zunächst in Gänze am Tisch vorgeführt wurde, bevor er vom Koch fachgerecht zerlegt wurde. Nichts für Stadtkinder! Unser Hinweis "We don't want the head!" wurde vom anwesenden Personal auch nur mit Unverständnis akzeptiert. Anschließend konnten wir uns auf das Fleisch des köstlichen Tieres stürzen, das traditionell mit einer Art Frühlingszwiebeln und süßlicher Soße in einem kleinen Mehlfladen verpackt genossen wird. Sehr lecker! Abschließend sei noch auf den artistischen Höhepunkt des Tages hingewiesen, für den eine der Servicekräfte einen dieser "Wraps" aus den eben genannten Zutaten wieselflink mit Stäbchen zusammensetzte. Wow!
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stolli - 14. Okt, 23:58