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Zhengzhou, Luoyang und Kaifeng: Unser Wochenende

Eigentlich sollte stolline an dieser Stelle von unserem Zhengzhou-Wochenende berichten und davon, wie ich im Shaolin-Kloster einen Mönch nach dem anderen auf die Matte gelegt habe. Aber sie ist gerade verhindert, also übernehme ich die Aufarbeitung unseres ereignisreichen Wochenendes. Voilà:

Die ganze Tour war ja wie beschrieben relativ kurzfristig entworfen worden. Aber wie so oft in China klappten Hinflug und Transfer zum Hotel trotz einiger Fragezeichen überraschend reibungslos. Am schicken Flughafen in Zhengzhou wurden wir von einem netten Herrn empfangen, und der zweieinhalb Stunden zuvor mit dem Hotel (genau genommen mit drei mehr oder weniger Englisch sprechenden Mitarbeitern des Hotels) ansatzweise vereinbarte Transfer erforderte nur wenig Geduld. Die Wartezeit verkürzte sich stolline in einem chinesischen Massagesessel, der nach ihrem Bekunden "wunderbar" arbeitete. (Ich habe mich vor dem Abflug einer ebensolchen Behandlung unterzogen, hätte mich aber genau so gut von einem Shaolin-Kämpfer vermöbeln lassen können; die Schmerzen wären wohl dieselben gewesen. Sowas kommt uns nicht ins Haus.)

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Im Hotel angekommen arrangierten wir unsere Tour für den nächsten Tag. Das scheiterte in unserem (ansonsten guten) Holiday Inn Express, da dort ausschließlich chinesische Touren angeboten wurden. Auf die von der jungen Rezeptionistin spontan geleistete zögerliche Übersetzung des chinesischen Ausflugsprogramms ("mmh see ... the Shaolin Temple ... and ... mmh ... the interesting place ... mmh!") und die vorsichtig ausgesprochene Einladung an internationale Gäste ("... maybe the tour guide can speak a little english ...?!") wollten wir nicht eingehen. Bei dem sehr hilfsbereiten Concierge des benachbarten Sofitel wurden wir allerdings fündig, wobei für die englischsprachige Führerin ein kleiner Aufpreis gezahlt werden musste. Soviel vorweg: Der war gut angelegt, denn Jenny wusste mehr als wir uns merken konnten und leitete uns toll durch den folgenden und den darauffolgenden Tag.

Aufgrund des gute gefüllten Tagesprogramms begann der Samstag früh mit einem überwiegend chinesischem Frühstück. Um halb acht sammelte uns der Bus ein, wie üblich bei unseren Touren waren wir die einzigen "Laowai" in unserer Gruppe, was mit Interesse registriert wurde. Überhaupt ist man in Zhengzhou und Umgebung als Ausländer noch etwas exotisches: Kleine Kinder bleiben manchmal mit weit geöffneten Mündern regungslos stehen, hier und da wird man um ein gemeinsames Foto gebeten. Besonders amüsant, wenn die junge Mutter ihrem Sohn den Hintern versohlt, weil dieser sich weigert, mit den nun schon mal vorhandenen Fremden sein Schulenglisch zu trainieren. :-)

Apropos "Hintern versohlen": Erster Programmpunkt des Tages war die Welt der Shaolin-Mönche in den Bergen von Songshan, etwa eine Autostunde von Zhengzhou. An den großen Schulen für "martial arts" studieren viele Tausend junge Männer und Frauen die hohe Kunst des "gōngfū", das als wichtiger Teil der chinesischen Kultur gilt. Dort besuchten wir ein Kampfsportzentrum etwas unterhalb des berühmten Klosters ("Sag jetzt bloß nichts falsches ...!?" *duck*), wo wir eine actionreiche Vorführung besuchten. Recht beeindruckend, was die hageren Kerle dort mit und ohne Arbeitsmittel verrichten!

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Ein halbstündiger Fußmarsch führte uns danach zum Kloster der Shaolin. Abgesehen von den Touristen geht es hier recht friedlich zu. Wir hätten jedenfalls mehr Kitsch und Kommerz erwartet. Von der alten Klosteranlage sind nur noch wenige Gebäude und Torbogen erhalten, vieles wurde in den zurückliegenden Jahrhunderten durch Kriege und Feuer zerstört und neu aufgebaut. Angsteinflößend sind Vertiefungen in Böden und Kerben in Bäumen, die über die Jahre durch das Training der Mönche entstanden sein sollen. Ansonsten ist das Kloster voll von Tafeln und Symbolik, die wir auch nach mehreren Erläuterungen nicht verstanden. Zu wenig wissen wir über traditionelle chinesische Weltanschauung. Ein geeigneter Ort zum Innehalten ist das Kloster aber allemal.

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Mindestens ebenso beeindruckend wie die Klosteranlage ist der Pagodenwald unweit der Klostermauern. In diesem Areal wurden über Jahrhunderte die Äbte des Klosters beigesetzt, wobei ihnen entsprechend ihrer Verdienste jeweils eine kleine Pagode gebaut wurde. Wir hätten dort noch eine Weile länger bleiben können, wenn wir nicht mal wieder die letzten in unserer Gruppe gewesen wären. (Grundsätzlich scheint der gemeine Chinese Sehenswürdigkeiten lieber wartender Weise vom Bus aus auf sich wirken zu lassen, während der deutsche Tourist noch mal hier und da schaut und weit mehr Fotos schießt, als für den originalgetreuen Nachbau des Klosters inklusive Torbogen auf deutschem Boden notwendig wären.)

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Unser anschließendes Mittagessen in einem kleinen Ausflugslokal war sehr einfach, nicht zuletzt weil die Speisekarte nur in Chinesisch vorlag. Aber "plain" Reis ist ja immer lecker. An einem Ort, wo zwei über eine kleine Jauchegrube gespannte Holzbretter die Toilette markieren, darf man vielleicht auch kein westliches Menü erwarten!

Der Nachmittag bescherte uns dafür unverhofft wieder ein echtes Highlight: Die Longmen-Grotten in der Nähe der Stadt Luoyang. In die Felsen rechts und links des Yi-Flusses wurden über Jahrhunderte viele tausend große und kleine Buddha-Figuren gemeißelt. Die meisten von ihnen stehen in dicht beieinander liegenden Höhlen in den Felswänden und tragen Inschriften. Über 1.500 Jahre ist die älteste der Figuren alt, die beeindruckendste Erscheinung misst in der Höhe 17 Meter!

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Leider haben die meisten der Figuren kein Gesicht mehr. Kunstsammler aus dem In- und Ausland, natürliche Einflüsse und die Kulturrevolution haben ihre Spuren hinterlassen. Inzwischen sind die Grotten als Weltkulturerbe der UNESCO besonders geschützt.

Der Sonntag begann ähnlich früh wie der Samstag. Diesmal stand die alte Hauptstadt Kaifeng auf dem Plan, auch etwa eine Stunde von Zhengzhou entfernt. Dort besuchten wir zunächst den zu Ehren des Beamten Bao Zheng (auch Bao Gong) errichteten Tempel, eine schöne Oase inmitten der Stadt. Bao Zheng war ein Offizieller um das Jahr 1.000 und wird als besonders gerecht verehrt. Sein vorbildliches Verhalten lebt seither in Legenden fort. Wir nutzten den kurzen Aufenthalt für Erinnerungsfotos.

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Während sich unsere persönliche Assistentin Jenny zum wiederholten Male für den Ausfall des ersten Busses entschuldigte, setzten wir unsere Tour in einem Ersatzfahrzeug fort. Wir fuhren zur schiefen Pagode von Kaifeng: Vielleicht die chinesische Antwort auf ein berühmtes italienisches Bauwerk? Wenn man aus dem richtigen Winkel schaut, kann man die Schieflage des Turms tatsächlich erkennen, eingefleischte China-Kenner würden die leichte Neigung aber vermulich eher mit einem entspannten "Chabuduo" zur Kenntnis nehmen. Sehenswert sind auch die umliegenden Häuser und Teiche.

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Beim anschließenden Mittagessen wurde diesmal richtig Chinesisch bestellt: Einer ordert, anschließend wird gegessen was auf den Tisch kommt. Punkt. Während sich dieses Prinzip in der Vergangenheit sogar bei uns vertrauten Chinesen einige Male als fatal erwiesen hatte, funktionierte es diesmal ganz gut. Trotz großem Interesse der anderen zwölf Anwesenden an unserem Essverhalten schlugen wir uns wacker durch beancurd, Brei von der gemahlenen Süßkartoffel und etwa 20 andere Gerichte. Immer wenn die Qualle vorbei kam, haben wir geschäftig an unseren Wasserfläschchen genippt.

Am Nachmittag genossen wir das sonnige Wetter schließlich im "Millenium City Park" von Kaifeng. Die Idee hinter diesem Park ist so verrückt wie faszinierend: Ein rund 1.000 Jahre altes Gemälde des Künstlers Zhang Zeduan wurde auf rund 400.000 Quadratmetern als historischer Kultur- und Freizeitpark zum Leben erweckt. Historische Tempel und Türme, Brücken, Straßen und Plätze wurden anhand der Vorlage nachgebaut. Belebt wird der Park von Schauspielern, die als Beamte, Mönche, Soldaten, Musiker und Gaukler das Areal bevölkern. So kann man einer traditionellen Hochzeit beiwohnen, es gibt Pferdeturniere, Hahnenkämpfe ("..."), Feuerspucker und einiges mehr. Eine schöne Idee, die noch dazu gut umgesetzt wurde und Kaifeng ohne Frage bereichert.

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Als wir am Abend am Flughafen ankamen, hatten wir weitaus mehr gesehen, als wir für dieses Wochenende erwartet hatten. Dank 90 minütiger Verspätung unseres Rückflugs gab es jetzt sogar noch einen Aufschlag, so dass stolline eine Extra-Runde im Massagesessel fahren konnte. Trotzdem waren wir dankbar, als wir um kurz nach zehn an Bord des China Eastern-Fliegers begrüßt wurden. Für das vielleicht letzte Schmunzeln vor dem Einschlummern an Bord der Boeing sorgte die Fluggesellschaft selbst, die das allgegenwärtige Expo-2010-Motto "Better city, better life." auf geradezu geniale Weise für ihre Zwecke erweitert hatte: "Better flight, better trip." Was soll man da noch sagen?

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Zuletzt aktualisiert: 22. Jan, 00:16

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