Kohlfahrt Shanghai 2008 - Survivor! :-)
Nachdem wir ein kleines administratives Problem mit unserem Blog gelöst haben, können wir nun den versprochenen und mit Sicherheit allerorts mit Hochspannung erwarteten Bericht über unsere erste Kohlfahrt in die Runde geben. (Es waren wirklich Probleme mit unserem Blog, die uns vom Schreiben abhielten, nicht der ungezügelte Konsum von Kohl oder alkoholhaltigen Getränken. :-))
Los ging es jedenfalls am Samstag gegen Mittag. Wir waren gut überrascht, als wir rund hundert Deutsche in der Vorhalle eines Bürogebäudes trafen, das an diesem Morgen als Ausgangspunkt fungieren sollte. Dort wurde jedem Teilnehmer die Ausrüstung ausgehändigt: Ein "Deutschland"-Schlüsselband, ein Trinkgefäß mit Kordel zur Befestigung um den Hals und ein Taschenschirm mit "Kohlfahrt Shanghai"-Aufdruck. Letzterer erwies sich als unverzichtbar praktisch, denn es schneite dicke weiße Flocken vom Himmel, und das sollte sich auch bis in den Abend hinein nicht ändern. Erfahrene Kohlfahrer werteten dies als gutes Zeichen, denn echte Kohlfahrten gehörten nun mal in ein winterliches Umfeld.
Vor Ort hatte man dann Gelegenheit, sich mit den anderen Kohlfahrern bekannt zu machen. Am besten gelang das beim Zuprosten mit dem vorhandenen Berentzen, der bereits die Runde machte und die herausragende Bedeutung des kleinen Schnapsglases, das spätestens jetzt jeder um den Hals trug, unterstrich. Auch die ersten Dosen "Tsingtao" wurden geöffnet. Zu unserer Erleichterung waren neben uns noch weitere Teilnehmer südlich des Frieslands dabei, Vertreter Bayerns und mindestens ein Teilnehmer aus der Schweiz.
Mit drei Bussen fuhr die Versammlung dann in Richtung eines bis dato unbekannten Ziels, was der herausragenden Stimmung in unserem Bus allerdings keinen Abbruch tat. Auch die Versorgung mit Getränken war an Bord hervorragend, wobei nun das Dosenbier dominierte. Musikalisch bewegten wir uns in einem breiten Spektrum zwischen "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" und dem "Anton aus Tirol"; Titel, die der Stereoanlage unserer chinesischen Busses und wahrscheinlich auch den Nerven unseres Fahrers einiges abverlangt haben dürfte. Aufgrund des zunehmenden Getränkekonsums mussten unterwegs einige Pausen eingelegt werden, so dass sich die Ankunft am Bestimmungsort mehrfach verzögerte.
In dichtem Schneetreiben erreichten wir schließlich Lingang, eine neu entstehende Stadt im Süden von Shanghai für 800.000 Einwohner. Noch ist davon nicht viel zu sehen, aber es gibt einen großen See, an dessen Ufer man wunderbar spazieren kann. Insofern war der Ort durch das Organisationsteam weise bestimmt. Alle Teilnehmer wurden mit dem Verpflegungswagen vertraut gemacht, der uns die ganze Tour über begleiten und mit den bekannten Spirituosen sowie Brezeln und Salami versorgen sollte. Dann ging es bei widrigen äußeren Bedingungen los: Die Teilnehmer wanderten bei Schneeregen die Uferpromenade entlang, gelegentlich unterbrochen von der magischen Anziehungskraft, die der Verpflegungswagen von Zeit zu Zeit entfaltete. Kleine Trinkspiele gab es auch. Die Körpertemperatur konnte so auf einem erträglichen Level gehalten werden. Vereinzelt vorbeiziehende Einheimische wunderten sich. Komisches Volk hier!
Wir wären gerne noch weiter gelaufen, aber nach etwa zwei Stunden - aufgrund der sehr ausgewogenen Gewichtung der Disziplinen Spazieren, Trinken, Brezeln essen und Klo suchen entsprach das tatsächlich nur etwa zwei Kilometer Wegstrecke - stiegen wir wieder in die Busse. Unser Gefühl war, dass sicherlich mehr Strecke geplant war, das schlechte Wetter aber zum Abbruch führte. (Wir dachten, in Norddeutschland wäre das Wetter immer so? ;-))
Die Rückfahrt im Bus gestaltete sich noch ausgelassener als die Hinfahrt, wobei auch die Zahl der Toilettenpausen zunahm. Schließlich endeten wir am frühen Abend im "Hofbräuhaus Shanghai", das bereits mit leckeren Brezeln und Schmalzbroten auf uns wartete. Ich bin in Deutschland eigentlich kein Schmalzverfechter, aber nach zwei Monaten China, einem Nachmittag Küstenwetter und ein oder maximal anderthalb Dosenbier hatte diese Form der Nahrung auch für mich ihre Berechtigung.
Weiter ging's im Kohlfahrt-Programm mit einer leckeren Suppe, Kartoffeln und dem Gericht, das der Veranstaltung den außergewöhnlichen Namen gab: Grünkohl. Der wurde lecker serviert mit Kassler und erstklassigen Würsten, dazu gab es den im Motto angekündigten Senf, und auch das Bier floss weiterhin reichlich. Selbst erfahrene Kohlfahrer lobten den Grünkohl, und wir Kohlfahrt-Grünschnäbel konnten uns dem nur anschließen. Alles "hěn hǎo"! Das zünftige Mahl komplettierte kontrastreich eine rote Grütze.
Nach dem Essen heizte eine bayersische Zwei-Mann-Kapelle dem willigen Volk der Kohlfahrer weiter ein, auch wenn vereinzelt Zweifel an den Spielkünsten des Akkordeonspielers aufkamen. Weisen, die im zünftigen Drei-Viertel-Takt von einem Hofbräuhaus in München berichteten, wurden von der norddeutschen Mehrheit zwar kurz mit "Zieht den Bayern die Lederhosen aus"-Rufen quittiert, letztlich aber allgemein akzeptiert. Die Kohlfahrt war längst von einem norddeutschen Phänomen zu einer gesamtdeutschen Veranstaltung mutiert, bei der alle viel Spaß hatten. (Selbst der Schweizer!) Polonese, Tanz und viele lustige Unterhaltungen gestalteten den weiteren Verlauf des Abends kurzweilig.
Wir können guten Gewissens sagen, dass wir einen tollen Samstag hatten. Also wenn wir wieder in Hessen sind, und das Wetter mal richtig mies ist, und jemand ein gutes Rezept für Grünkohl hat, dann können wir losziehen. Wir haben Senf! ;-)
Los ging es jedenfalls am Samstag gegen Mittag. Wir waren gut überrascht, als wir rund hundert Deutsche in der Vorhalle eines Bürogebäudes trafen, das an diesem Morgen als Ausgangspunkt fungieren sollte. Dort wurde jedem Teilnehmer die Ausrüstung ausgehändigt: Ein "Deutschland"-Schlüsselband, ein Trinkgefäß mit Kordel zur Befestigung um den Hals und ein Taschenschirm mit "Kohlfahrt Shanghai"-Aufdruck. Letzterer erwies sich als unverzichtbar praktisch, denn es schneite dicke weiße Flocken vom Himmel, und das sollte sich auch bis in den Abend hinein nicht ändern. Erfahrene Kohlfahrer werteten dies als gutes Zeichen, denn echte Kohlfahrten gehörten nun mal in ein winterliches Umfeld.
Vor Ort hatte man dann Gelegenheit, sich mit den anderen Kohlfahrern bekannt zu machen. Am besten gelang das beim Zuprosten mit dem vorhandenen Berentzen, der bereits die Runde machte und die herausragende Bedeutung des kleinen Schnapsglases, das spätestens jetzt jeder um den Hals trug, unterstrich. Auch die ersten Dosen "Tsingtao" wurden geöffnet. Zu unserer Erleichterung waren neben uns noch weitere Teilnehmer südlich des Frieslands dabei, Vertreter Bayerns und mindestens ein Teilnehmer aus der Schweiz.
Mit drei Bussen fuhr die Versammlung dann in Richtung eines bis dato unbekannten Ziels, was der herausragenden Stimmung in unserem Bus allerdings keinen Abbruch tat. Auch die Versorgung mit Getränken war an Bord hervorragend, wobei nun das Dosenbier dominierte. Musikalisch bewegten wir uns in einem breiten Spektrum zwischen "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" und dem "Anton aus Tirol"; Titel, die der Stereoanlage unserer chinesischen Busses und wahrscheinlich auch den Nerven unseres Fahrers einiges abverlangt haben dürfte. Aufgrund des zunehmenden Getränkekonsums mussten unterwegs einige Pausen eingelegt werden, so dass sich die Ankunft am Bestimmungsort mehrfach verzögerte.
In dichtem Schneetreiben erreichten wir schließlich Lingang, eine neu entstehende Stadt im Süden von Shanghai für 800.000 Einwohner. Noch ist davon nicht viel zu sehen, aber es gibt einen großen See, an dessen Ufer man wunderbar spazieren kann. Insofern war der Ort durch das Organisationsteam weise bestimmt. Alle Teilnehmer wurden mit dem Verpflegungswagen vertraut gemacht, der uns die ganze Tour über begleiten und mit den bekannten Spirituosen sowie Brezeln und Salami versorgen sollte. Dann ging es bei widrigen äußeren Bedingungen los: Die Teilnehmer wanderten bei Schneeregen die Uferpromenade entlang, gelegentlich unterbrochen von der magischen Anziehungskraft, die der Verpflegungswagen von Zeit zu Zeit entfaltete. Kleine Trinkspiele gab es auch. Die Körpertemperatur konnte so auf einem erträglichen Level gehalten werden. Vereinzelt vorbeiziehende Einheimische wunderten sich. Komisches Volk hier!
Wir wären gerne noch weiter gelaufen, aber nach etwa zwei Stunden - aufgrund der sehr ausgewogenen Gewichtung der Disziplinen Spazieren, Trinken, Brezeln essen und Klo suchen entsprach das tatsächlich nur etwa zwei Kilometer Wegstrecke - stiegen wir wieder in die Busse. Unser Gefühl war, dass sicherlich mehr Strecke geplant war, das schlechte Wetter aber zum Abbruch führte. (Wir dachten, in Norddeutschland wäre das Wetter immer so? ;-))
Die Rückfahrt im Bus gestaltete sich noch ausgelassener als die Hinfahrt, wobei auch die Zahl der Toilettenpausen zunahm. Schließlich endeten wir am frühen Abend im "Hofbräuhaus Shanghai", das bereits mit leckeren Brezeln und Schmalzbroten auf uns wartete. Ich bin in Deutschland eigentlich kein Schmalzverfechter, aber nach zwei Monaten China, einem Nachmittag Küstenwetter und ein oder maximal anderthalb Dosenbier hatte diese Form der Nahrung auch für mich ihre Berechtigung.
Weiter ging's im Kohlfahrt-Programm mit einer leckeren Suppe, Kartoffeln und dem Gericht, das der Veranstaltung den außergewöhnlichen Namen gab: Grünkohl. Der wurde lecker serviert mit Kassler und erstklassigen Würsten, dazu gab es den im Motto angekündigten Senf, und auch das Bier floss weiterhin reichlich. Selbst erfahrene Kohlfahrer lobten den Grünkohl, und wir Kohlfahrt-Grünschnäbel konnten uns dem nur anschließen. Alles "hěn hǎo"! Das zünftige Mahl komplettierte kontrastreich eine rote Grütze.
Nach dem Essen heizte eine bayersische Zwei-Mann-Kapelle dem willigen Volk der Kohlfahrer weiter ein, auch wenn vereinzelt Zweifel an den Spielkünsten des Akkordeonspielers aufkamen. Weisen, die im zünftigen Drei-Viertel-Takt von einem Hofbräuhaus in München berichteten, wurden von der norddeutschen Mehrheit zwar kurz mit "Zieht den Bayern die Lederhosen aus"-Rufen quittiert, letztlich aber allgemein akzeptiert. Die Kohlfahrt war längst von einem norddeutschen Phänomen zu einer gesamtdeutschen Veranstaltung mutiert, bei der alle viel Spaß hatten. (Selbst der Schweizer!) Polonese, Tanz und viele lustige Unterhaltungen gestalteten den weiteren Verlauf des Abends kurzweilig.
Wir können guten Gewissens sagen, dass wir einen tollen Samstag hatten. Also wenn wir wieder in Hessen sind, und das Wetter mal richtig mies ist, und jemand ein gutes Rezept für Grünkohl hat, dann können wir losziehen. Wir haben Senf! ;-)
stolli - 28. Jan, 23:02