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Mittwoch, 13. Februar 2008

Oriental Pearl Tower

Mit unseren beiden Besuchern haben wir heute Nachmittag eines der Wahrzeichen Shanghais, den Oriental Pearl Tower, besucht. Er ist mit 468 Metern einer der höchsten Türme der Welt und bot uns von der oberen Aussichtsplattform eine fantastische Sicht auf die große Stadt: Häuser, so weit das Auge reicht.

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Ach so: Die Aufzüge hat Jana mit Bravour gemeistert. Wir nehmen sie jetzt immer in die Mitte. ;-)

Hechtsprünge am Huangpu

Nachdem wir (Jana und Ramon) gestern gut angekommen sind, haben wir uns heute dazu bereit erklärt als Gastblogger zu agieren. Die ersten Eindrücke hier sind überwältigend, deshalb nur ein kleiner Ausschnitt unserer Erlebnisse.

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Bei so vielen Hochhäusern muss man gelegentlich auch mal einen Fahrstuhl betreten oder verlassen. Wr sind uns noch nicht sicher, ob alle Fahrstühle über eine Lichtschranke verfügen. So begab es sich, dass Jana durch die Fahrstuhltür vom Rest der Truppe getrennt wurde. (Jana dachte: "Gut, fahre ich eben zurück - welchen Knopf muss ich drücken?" - Panik, dieses Hochhaus hat etwa 30 Stockwerke). Geistesgegenwärtig und mit einem gewagten Hechtsprung konnte Bianka Jana aus der Gefahrenzone befreien.
Leicht eingeschüchtert nutzten wir den nächsten Aufzug. Diesmal sollte es rein und nicht raus gehen. Geprägt von ihrem Erlebnis wollte Jana auf gar keinen Fall wieder die Nachhut bilden und stürmte hinter zwei einheimischen Damen Richtung Fahrstuhl. Wie sollte es anders sein: Die Fahrstuhltür begann sich kurz vor Janas Eintreten in Bewegung zu setzen! (Jana dachte: "Nicht mit mir!") Mit einem beherzten Sprung rettete sie sich hinein. Der nächste Hechtsprung! Die Landung auf dem Rücken der Chinesin vor ihr war nicht geplant. Auch Chinesen können mitunter sehr schreckhaft sein. Die Be- bzw. Getroffene schrie laut auf und japste nach Luft. Wir sind sicher, sie wird noch in ihren Träumen von Jana, der sprungkräftigen Europäerin, verfolgt werden. Und das schlimmste: Was zum Teufel heißt "Entschuldigung" auf Chinesisch?!

Montag, 11. Februar 2008

Geld für Böller?

Der gerade begonnene Tag des chinesischen Neujahrsfestes ist jenem Gott gewidmet, der für finanzielle Belange zuständig ist. Viele scheinen hier akuten Bedarf zu haben, denn draußen wird geböllert, was das Zeug hält. Ob's hilft?

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Samstag, 9. Februar 2008

Back in town

Zurück in Shanghai erfreuen wir uns unserer warmen Wohnung. Nur die kalte Küche erinnert noch an das Dorfleben der letzten Tage. Also lassen wir jetzt beim Kochen die Jacken an. Heute Abend kamen jedenfalls erstmal zwei gigantische Portionen Spaghetti mit Tomatensoße auf den Tisch. :-)

Shanghai ist interessanterweise relativ ruhig. Viele Menschen sind wohl über die Feiertage aus der Stadt geflohen, und so hat sich das sonst übliche Chaos auf erträglichen Trubel reduziert.

Jetzt freuen wir uns auf unseren ersten Besuch: Am Montag kommen unsere Eschborner Lieblingsnachbarn Jana und Ramon. (Wir haben extra ein paar Hühnerfüße einpacken lassen ... ;-))

Freitag, 8. Februar 2008

Zwischen Felsen und Kulturen

Unglaublich, wie viel wir heute wieder gesehen und erlebt haben! Nachdem wir uns gestern wie Superstars fühlen durften, sah es heute eine ganze Weile nach Dschungelcamp aus. Wir besuchten mit unserem Chinesisch-Lehrer den "Xinchang National Geopark of Silicified Woods", eine beeindruckende Felsformation etwa 20 Autominuten von dem Haus seiner Familie entfernt. Trotz der kurzen Entfernung sind solche Ausflüge für die Familie eher selten, deshalb begleiteten uns bei dieser Gelegenheit auch ein kleiner Cousin und drei Cousinen.

Vom Parkplatz aus führte uns ein steiler Anstieg in luftige Höhen. Unsere Gastgeber hatten Wegzehrung besorgt, die aber erwartungsgemäß nicht aus Wurstsemmeln und warmem Tee bestand, sondern aus Süßigkeiten, Chips und Cola. Die vielen Pausen, die wir einlegten, dienten so auch weniger der Stärkung als vielmehr der Unterhaltung. Der Renner war ein Spiel, bei dem man reihum zählen musste, wobei alle Vielfachen von drei durch einmaliges Klatschen zu ersetzen waren. Die Kinder hatten großen Spaß, besonders dann, wenn sie statt den hochchinesischen Zahlen, die wir vielleicht noch verstanden hätten, die Zählworte aus dem lokalen Dialekt verwendeten.

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Auch sonst lauerten einige Fallen auf dem Weg durch die felsige Landschaft, denn der Schnee der letzten Wochen war noch nicht getaut und machte manche Wege nur schwer passierbar. Trotzdem meisterten wir alle alpinen Prüfungen, kletteren über Stock und Stein, meisterten rutschige Überänge ohne Geländer und überquerten wackelige Hängebrücken lokaler Bauart. Praktisch: Alle Warnhinweise in chinesischer Schrift konnten uns nicht beunruhigen. (Eine Seilbahn war aufgrund des schlechten Wetters Gott sei Dank nicht in Betrieb.)

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Hin und wieder gab es einen kleinen Zuckerschub aus den mitgeführten Plastiktüten. Lustigerweise konnte man aber auch dort oben an kleinen improvisierten Ständen regionale Spezialitäten verkosten. Wir probierten das "Tee-Ei", das hier - anders als in Deutschland - ein in Tee gekochtes Ei meint. Gar nicht übel. Für die daneben angebotenen eingeschweißten Hühnerfüße hatten wir dann gar keine Zeit mehr. ;-)

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Unsere bergsteigerischen Anstrengungen wurden mit fantastischen Ausblicken auf die umliegenden Täler belohnt. Die Landschaft ist hier wirklich so, wie auf den typischen Malerein in deutschen China-Restaurants: Schlanke, hoch aufragende Felsen und ruhige, mit üppigem Grün bewachsene Täler, die eine magische Melancholie ausstrahlen. Dieser Eindruck bestätigte sich auch nach unserem Abstieg, der uns an Teefeldern vorbei über einen breiten Fluss führte. Eine herrliche Kulisse!

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Anschließend steuerten wir mit dem Kleinbus zu einem Onkel unseres Lehrers, wo es heute Abend zu essen geben sollte. Wieder wurden wir sehr herzlich aufgenommen, wobei wir nun schon viele Gesichter wieder erkannten. Zu Tisch wurde einmal mehr unzählig viel serviert. Heute gab es neben dem typischen gelben Wein sogar Bier - aus breiten Porzellanschalen auch eine neue Erfahrung. Ansonsten blieben Überraschungen aber weitestgehend aus. Zum Nachtisch machten wir vor dem Haus noch ein kleines Feuerwerk. (Auch an Tag zwei des neuen Jahres hört man immer wieder Böller oder Raketen. Am Vormittag im Gebirge waren wir selbst kurz unter Beschuss geraten.)

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Für den Rest des Abends hatte unserer Lehrer eine kleine "Party" angekündigt, was sich auch als wirklich lustig herausstellte. Wir hatten auf seinen Wunsch hin eine kleine Präsentation über Unterschiede zwischen China und Deutschland vorbereitet, wobei unsere Herangehensweise vielleicht etwas zu akademisch war. Aber zumindest haben jetzt alle hier den Kölner Dom in Farbe gesehen und von Fastnacht und Oktoberfest gehört. Vorführungen in chinesischem Gesang und Flötenspiel konnten wir kontern, indem wir dem Wunsch unseres Gastgebers nach einem deutschen Lied nachkamen und "Am Rosenmontag bin ich geboren" anstimmten, nicht ohne den Anwesenden zuvor eine kurze Einweisung im Schunkeln gegeben zu haben. Anschließend sollten wir dem unkundigen Publikum noch unsere unglaublichen Fertigkeiten im Disco-Fox offenbaren.

Die Stimmung erreichte den Siedepunkt, als die Mutter des Hauses mit einem Bündel Zuckerrohr auftauchte. Wir waren erstmal ratlos, wie damit zu verfahren ist, lernten zur Begeisterung der Menge aber schnell, die süßen Fasern zu kauen. Das man den holzigen Rest emotionslos auf den Tisch spuckt, versteht sich von selbst.

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So verging die Zeit sehr rasch. Gegen halb elf bewegten wir unsere tiefgefrorenen Füße Richtung Auto, nachdem wir uns von allen verabschiedet hatten. Obwohl Bianka an den beiden Vortagen beim Würfeln den Jackpot geräumt hatte, wurden wir bereits jetzt für das nächste Jahr eingeladen. Morgen geht's erstmal zurück nach Shanghai. Neben verrauchten Klamotten nehmen wir ganz viele Eindrücke mit. Das war echt interessant hier.

Donnerstag, 7. Februar 2008

Von Superstars und Hühnerfüßen

Die ganze Nacht über waren Böller zu hören. Selbst zur Frühstückszeit beschäftigten sich einige Chinesen im Umkreis unseres Hotels mit lautstarkem Feuerwerk. Deshalb war an langen tiefen Schlaf heute nicht zu denken.

Am späten Vormittag trafen wir unseren Chinesisch-Lehrer, um unter seiner Anleitung einen weitläufigen buddhistischen Park in der Nachbarschaft unseres Hotels zu erkunden, in dem auch viele chinesische Filme gedreht werden. (Mein erster Einfall "Ah, Jackie Chan?!" aber "Probably not".) Die typische Landschaft, die großzügige Anlage und viele historische Hütten und Tempel ziehen jeden Tag die Massen an. Doch gerade am ersten Tag des neuen Jahres ist der Andrang immer überdurchschnittlich, denn zu Beginn wollen die Gläubigen die Götter gnädig stimmen. Besondere Betriebsamkeit herrschte bei den Gottheiten für Reichtum und Wohlstand. Daneben gab es einige Attraktionen für Familien, Spielplätze und Buden mit regionalen Spezialitäten.

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Uns beeindruckten vor allem die gigantischen Symbole und Statuen, die sehr kunstvoll in die felsige Landschaft eingearbeitet waren: Riesige chinesische Schriftzeichen, z. B. für Langlebigkeit, mehrere Meter hohe Figuren aus Stein und die gigantische liegende Buddhagestalt in einer eigens angelegten und üppig ausgeschmückten Felshalle.

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Für viele Chinesen waren wir Zwei sicherlich die größte Attraktion heute. Ausländer sind in dieser Gegend sehr selten, und unser Lehrer versicherte uns, dass wir für etliche Einheimische sicherlich die ersten "Westler" sein würden, die sie außerhalb des Fernsehens erlebten. Dementsprechend wurden wir von vielen sehr interessiert betrachtet, teilweise mit einem Lächeln, teilweise etwas überrascht und distanziert. Als wir an einem kleinen Mädchen vorbeigingen, zog es mehrfach aufgeregt am Arm seiner Mutter und rief "Mā ma, mā ma, wài guó rén!", "Mama, Mama, fremde Leute!". Andere Eltern schickten ihre Kinder zu uns, um uns – auf Englisch, das viele Kinder schon im Kindergarten lernen – zu begrüßen und sie mit uns fotografieren zu lassen. Wir waren echt die Stars hier! (Kein Wunder, dass einige Wege auch an das Dschungelcamp erinnerten... ;-))

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Den späten Nachmittag verbrachten wir wieder im Hause der Familie unseres Lehrers. Bei abermals sehr geringen Temperaturen aßen wir Nüsse (Erdnüsse gelten zum Jahreswechsel als "happy nuts") und tranken Tee. Die Zeit bis zum Abendessen verbrachten wir in der Küche, um der Frau des Hauses bei der Zubereitung der Gerichte zuzuschauen. Gekocht wurde für rund zwanzig Leute (wobei man in China stets deutlich mehr kocht, als gegessen werden kann - und letztlich immer mehr Leute mitessen, als ursprünglich gedacht) und die Auswahl war erneut sehr beeindruckend.

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Es kam nichts auf den Tisch, was wir nicht schon mal gesehen hatten, insofern waren wir erstmal erleichtert. Auf der anderen Seite hätte uns Angesichts der vielen fremden Eindrücke und der Schildkröte vom Vortag ohnehin vermutlich nichts mehr überraschen können. Als uns die Neugierde übermannte, haben wir heute Abend sogar *schluck* Hühnerfüße (unten im rechten Bild) probiert! Weiß der Geier, was uns da geritten hat. Der Geschmack war nicht so übel, aber sie bestehen eben doch vor allem aus Knorpel und Krallen. Insofern würde ich auch zukünftig eine schöne Gref Völsing's immer vorziehen.

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Bis uns ein Fahrer gegen halb neun abholte, wurde der Abend wieder mit geselligem Würfelspiel verbracht. Meine Frau hatte das Würfelglück einmal mehr auf ihrer Seite und dürfte mit dem heutigen Abend nun auch die Ersparnisse einiger Dorfbewohner übernommen haben. Es war unglaublich, und wir hatten große Mühe, zumindest einen Teil des Geldes in den Folgerunden wieder unter's Volk zu bringen. Ich glaube nicht, dass sie uns noch mal zum Spielen einladen werden. ;-)

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Inzwischen sind wir zurück im Hotel. Die Füße sind auch wieder aufgetaut. Draußen ist es ruhig, so dass wir einer geruhsamen Nacht entgegenblicken können. :-)

Mittwoch, 6. Februar 2008

Ratte im Kalender, Hund auf dem Tisch

Kaum haben wir Fastnacht hinter uns gebracht, steht schon das nächste Großereignis an: Das Chinesische Neujahrsfest. Auch wenn es uns vorkommt, als hätten wir vor rund einem Monat erst ein neues Jahr begonnen, ist heute, am 6. Februar, der letzte Tag des alten Jahres. Mit dem siebten beginnt dann das Jahr im Zeichen der Ratte.

„Chinese New Year“ ist DAS Fest schlechthin in China, vergleichbar mit Weihnachten in der westlichen Welt. Viele Millionen Menschen machen sich dazu auf den Weg in ihre Heimat zu ihren Familien. Für viele Wanderarbeiter ist es das einzige Mal im Jahr, das sie Eltern, Kinder oder Ehepartner treffen. Deshalb wird natürlich üppig und über mehrere Tage gefeiert.

Freundlicherweise hat uns unser Chinesisch-Lehrer eingeladen, das Neujahrsfest mit ihm und seiner Familie zu verbringen. Deshalb haben wir uns heute Morgen mit unserem Fahrer auf den Weg in das rund 300 km von Shanghai entfernte Xin Chang aufgemacht. Mit dabei hatten wir einige Geschenke für die Familie und die Verwandten und eine Portion Spannung, worauf wir uns da wohl eingelassen haben könnten.

Gegen Mittag erreichten wir Xin Chang, wo uns unser Lehrer (chin. "lǎo shī") empfing. Er wohnt in einem kleinen Dorf außerhalb der Stadt, so dass wir die Fahrt noch eine Weile gemeinsam fortsetzten. Schließlich erreichten wir das Haus, in dem die Familie in recht einfachen Verhältnissen wohnt. Die Innenwände sind weitestgehend nackt, bestenfalls bemalt, und es gibt keine Heizung. Deshalb behielten wir unsere Jacken an, die anderen Familienangehörigen trugen auch dicke Winterjacken.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gab es für unsere Fahrer und uns ein leckeres Mittagessen. Alles recht zivil, so dass sich unsere ersten Befürchtungen, was das Essen anging, zunächst verflüchtigten. Großzügig würde heißer gelber Wein ausgeschenkt. Nicht nur bei der Mittagsmahlzeit beeindruckte uns die Gastfreundschaft unserer Gastgeber. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen.

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Die Tage rund um das Neujahrsfest verbringen die chinesischen Familien sehr viel Zeit zusammen. Es wird erzählt, ferngesehen, gespielt. Die beiden ersten Optionen fielen aus, denn unser „Hoch-Chinesisch“ ist zu schlecht und die Familie spricht noch dazu Dialekt. Also wurden wir kurzerhand in die Regeln des traditionellen Mah-Jongg-Spiels eingeführt. (Das funktioniert so ähnlich wie Rummi, weshalb die Tochter aus dem Hause Hack einen nicht zu unterschätzenden Vorteil mitbrachte. ;-)) Danach wurden viele Runden gespielt, wobei wir jeweils einen Assistenten an unserer Seite hatten. Bemerkenswert der vollelektronische Mah-Jongg-Tisch in der Mitte des kargen Raumes, der auf Knopfdruck Steine verschlucken konnte, mischte und anschließend portionsweise wieder an die Oberfläche beförderte!

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Nach dem Spiel gab es im Haus des Onkels ein großes Abendessen. Wie üblich wurden unzählige Gerichte aufgefahren und in der Mitte des runden Tisches auf einem drehbaren Untersatz positioniert. Da waren dann auch Dinge dabei, die bei der Bauernschänke in der Unterortstraße nicht unbedingt auf die Tageskarte kommen würden: Es gab Hund, es gab Schildkröte, es gab Schlange. Die ersten beiden haben wir probiert, die Schlange ging nicht, keine Chance. Ansonsten konzentrierten wir uns auf vertraute Zutaten, was bei der großen Auswahl nicht schwer fiel.

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Es ist Tradition, dass jedes Mitglied der Gastgeberfamilie jedem Gast einmal Wein nachschenkt. Insofern kamen wir auch heute bei den Getränken nicht zu kurz. Quasi als Dessert spielte der Sohn des Hauses einige kurze Lieder auf einer seltsamen Trompete und einer Flöte, wobei wir uns in Anbetracht des allseits hoffnungsvoll erwarteten Rattenjahres die Geschichte vom Hammelner Rattenfänger gerade noch verkneifen konnten. Bianka präsentierte anschließend einen selbstgebackenen Marmorkuchen, der auf großes Interesse stieß. (Von der Schildkröte war nach dem Essen mehr übrig als vom Kuchen…)

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Im Anschluss wurde eine neue Spielerunde eingeläutet, wobei nun ein kurzweiliges Würfelspiel um etwas Geld an der Reihe war. Unglücklicherweise war das Glück auf Biankas Seite, und meine Frau dürfte an diesem Abend einige Rentner um einen nicht unerheblichen Teil ihrer Monatsrente gebracht haben. Es war aber wirklich nichts zu machen, die Würfel vielen einfach für sie. Interessanterweise stießen aus der Nachbarschaft immer mal wieder Mitspieler für einige Runden zu uns und verschwanden ebenso unauffällig wieder. Gegen halb acht endete das Spiel und wir verabschiedeten uns für diesen Tag.

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Inzwischen sind wir in unserem Hotel in der Stadt. Wir sind froh, dass wir uns für die Hotelübernachtung entschieden haben. Nicht nur, dass wir ganz schön durchgefroren waren und furchtbar nach dem Rauch des provisorischen Kohlenfeuers riechen, sondern einfach die Tatsache, dass dieser Tag so voller China-Erfahrungen war, dass wir uns einfach für ein paar Stunden zurückziehen müssen. Es ist bemerkenswert wie „anders“ das Leben sein kann.

Während wir unsere Klimaanlage auf Kurs bringen und es uns schön warm machen, wird draußen tausendfach wild mit Feuerwerk experimentiert, es blitzt und knallt. Das ist schon seit Stunden so, und wird wohl auch noch viele Stunden so weiter gehen. Wir bleiben noch bis Freitag oder Samstag hier vor Ort und werden sicherlich noch einiges erleben. In diesem Sinne: Frohes Neues! :-)

"Fat Tuesday" im Hofbräuhaus

Wie angekündigt verbrachten wir den gestrigen Abend im Hofbräuhaus Shanghai zum "Fat Tuesday". Diesmal waren wir was Verkleidung anging, etwas besser ausgerüstet und konnten uns mit unseren neuen Super-Krawatten und Schminke zumindest etwas in Schale werfen. Die ersten überraschten Blicke kassierten wir dann auch bereits in der Lobby unseres Wohnblocks. :-)

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Zumindest Biankas Kostüm sorgte auch im weiteren Verlauf des Abends für viel Gesprächsstoff, meins eher für Mitleid. Die anderen Gäste waren gar nicht bis umfassend kostümiert, so dass wir uns im oberen Mittelfeld der gefühlten Kostümskala wiederfinden konnten. (Den Hauptpreis für das beste Kostüm gewann eine Chinesin, die in einem roten Funkenmariechenkostüm auftrat, und auch sonst offensichtlich viel Spaß an Fastnacht hatte. Allerdings musste sie später dem reichlich fließenden Gerstensaft Tribut zollen und baute rapide ab.)

Es gab ein leckeres Buffet mit allerhand deutschen Spezialitäten, auf das nicht nur wir uns stürzten. Von der Brezel, über den Krautsalat mit Speck bis zum Leberkäs' war alles da. Sogar süßen Senf gab es! Dazu spielte wieder die bayerische Zwei-Mann-Kapelle, die wir bereits nach der Kohlfahrt kennen gelernt hatten.

Im Gegensatz zu einigen Anwesenden war der Saal nicht ganz voll. Schade, denn dann wäre die Stimmung vielleicht noch besser gewesen. Aber für einen netten Abend mit lustigen Gesprächen und ein bisschen Tanz hat es allemal gereicht.

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Viel Spaß hatten vor allem auch die Kellner, von denen sich viele total authentisch als Chinesen verkleidet hatten. ;-) Die haben jede Menge Fotos von den kostümierten Gästen gemacht. (Glaubt ja sonst zu Hause kein Mensch.) Bestimmt sind wir auch auf dem einen oder anderen!

Unser Fazit: Ein unterhaltsamer Abend, auch wenn die ganz große Überraschung ausblieb. Köln und Mainz müssen die Konkurrenz aus Shanghai (noch) nicht fürchten, die Globalisierung stößt hier an ihre Grenzen. Wenn "et Trömmelche jeht", ist man einfach besser in Deutschland.

Montag, 4. Februar 2008

Fastnacht light

Leider, leider war unsere Internetverbindung heute Abend zu unbeständig, als dass wir via Web-Radio den Fastnachtsumzug in Mainz hätten verfolgen können. So bestand unser Rosenmontag heute Abend aus einer kleinen Flasche "Beck's Green Lemon" (Rarität aus dem City-Shop für umgerechnet 1,60 Euro) und einer bunten Tüte "Haribo Tropifrutti". Fastnacht light.

Morgen Abend geht's ins Hofbräuhaus Shanghai zum "Fat Tuesday". Vielleicht können wir da noch ein bisschen nachholen.

Sonntag, 3. Februar 2008

Shanghai, helau!

Fastnacht ohne Fastnacht ist für uns Exil-Narren wirklich schwierig. Wir vermissen das bunte Treiben und stecken mit unseren Gedanken oft in Fastnachtssitzungen und -umzügen. Gott sei Dank hat Bianka das Survival-Set von den DiDos bekommen. Die Luftschlangen leisten gute Dienste, und damit das Konfetti länger hält, gehen wir sparsam damit um. Außerdem spielt die Stereo-Anlage die einschlägigen Hits aus Köln und Mainz. Wir machen das Beste draus.

Weil sich andere Deutsche hier in ähnlich misslicher Lage befinden, gibt es Bemühungen, ein bisschen Fastnacht nach Shanghai zu holen. So waren wir gestern Abend in "Papa's Bierstube", einer deutschen Kneipe in Shanghai. Mit dem, was wir hier so haben, hatten wir uns zuvor ein wenig verkleidet. Improvisation ist alles.

In Papa's Bierstube gab es nicht nur leckeres Essen (Wir hatten Bratwürste mit Rotkraut und Kartoffelbrei sowie Zigeunerschnitzel mit Bratkartoffel. Klasse, oder?), sondern auch jede Menge Gleichgesinnte. Statt "Nǐ hǎo" hieß es "Helau" und "Alaaf" an diesem Abend, und auch manche Polonaise zog inbrünstig singend durch die Räumlichkeiten.

Zufälligerweise hatten wir drei Hessen als Tischnachbarn, aus Marburg und - so klein ist die Welt - aus Herbstein. Wir waren also in bester Gesellschaft und hatten viel Spaß den Abend. Wie sich das für echte Karnevalisten gehört, sind wir lange nach Mitternacht als Letzte aus der Kneipe. Die chinesischen Kellner spielten schon Billard... (Unser armer Fahrer.) Es war wirklich lustig, Bier und Jägermeister schmecken zur Fastnacht eben auch in Asien. Und wenn die Kneipe dann noch von einer Wiesbadenerin geführt wird... (Sie hat leider keine Lizenz, Ebbelwoi auszuschenken.)

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Inzwischen hat sich das Wetter hier gebessert: Es ist noch kalt draußen, aber die Sonne lacht. Hoffentlich ist es heute Nachmittag bei den Umzügen in Frankfurt und Flörsheim mindestens genauso gut! :-)

Ach ja: In diesen Tagen denken wir manchmal, dass die Deutschen statt dem Transrapid besser einen anderen Zug nach China exportiert hätten: Den Fastnachtsumzug. Helau!

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