Die Zwei in Shanghai.

Nach fast einem Monat inmitten schwarz-rot-goldener Banner haben wir heute Morgen die hektischen drei Minuten vor Beginn unseres Chinesisch-Kurses zur Beseitung der Fahnen und sonstiger Fanutensilien aus unserem Wohnzimmer genutzt. Die EM ist vorbei, der Alltag hat uns wieder, das müssen wir hinnehmen.

Jetzt erstrahlt die Wand über dem Fernseher wieder ganz in weiß. Fast ungewohnt, wo doch von dort über Wochen Schweini, Poldi & Co von einer großformatigen Bitburger-Fahne auf uns herablächelten. ;-) Jetzt sind wir zumindest wieder unter uns.

Bevor wir das Kürzel "EM" für knapp vier Jahre nicht mehr in den Mund nehmen werden, noch der Hinweis auf sehr lesenswerte Zeilen in Meiers Blog zum EM-Sieg der DFB-Elf. Leider hatte die Glaskugel einen schlechten Tag...

... lautet der Buchtitel, dem ich mich am kommenden Wochenende widmen werde. Bewaffnet mit der dazugehörigen Sonnencreme sehe ich mich schon am Pool in der Sonne liegen und schmökern. Wunderbar, denn eigentlich hasse ich den Sommer gar nicht, wie jeder sicherlich weiß.



Vielen Dank, liebe Didos, für Euer Juli-Geschenk. Ich werde es genießen!

Eines von vielen gewöhnunsgbedürftigen Dingen hier in Südostasien sind die Tages- und Nachtzeiten. Während man sich in Europa in diesen Tagen bis tief in die Nacht rund um Bierbänke und Grills versammelt, um die Geschicke der Welt zu diskutieren, herrscht hier relativ bald nach Feierabend Ruhe. Kein Wunder, abends um halb acht ist es draußen stockfinster! Nur die tropischen Temperaturen erinnern dann daran, dass eigentlich Sommerzeit ist.

Es muss daran liegen, dass Shanghai viel näher am Äquator liegt als Mitteleuropa. Wir sind hier ja eher auf der Höhe Ägyptens (und das nicht nur in Bezug auf die geographische Lage...). In diesen Breiten sind die Unterschiede zwischen Sommer und Winter nicht so deutlich ausgeprägt - und so sind Tage im Sommer und Winter ähnlich lang. Wieder was gelernt?

Hong Kong und Europameister ade!

Den gestrigen Sonntagnachmittag haben wir bei tropischen Temperaturen auf Hong Kong Island mit einem empfohlenen Spaziergang aus dem Reiseführer verbracht. Sehr interessant und beeindruckend, die Gegensätze dieser Insel.



Nach einem sehr schnellen Abendessen (eigentlich eher Afternoon-Tea) und einer noch viel schnelleren Dusche im Hotelschwimmbad rasten wir mit 2 Taxis zum Airport Express, einem Zug zum Flughafen, damit wir noch rechtzeitig einchecken und das Endspiel nicht verpassen. Pustekuchen, unser Flug hatte 3 Stunden Verspätung und Flo wurde es ganz bang ob des bevorstehenden Finales. Dabei hatten wir doch alles so gut geplant!

"Man kann es ja nicht ändern, also machen wir das Beste draus" haben wir uns schließlich gesagt und sind mit Nina und Martin wieder in die Stadt auf einen Drink, deren Flug ging nämlich auch erst nach 23Uhr. Tolle Aussicht und leckere Cocktails haben uns die Warterei verkürzt.

Am Flughafen angekommen wurden zunächst die Verzehrgutscheine von Shanghai Airlines eingelöst und zu Abend gegessen. Nachdem wir allerdings um 22:55 immer noch kein Gate für unseren Flug zugewiesen bekamen und nach unserer Nachfrage beim Bodenpersonal nur nur die Aussage: "Maybe 5 minutes later", bekamen, hatten wir die Hoffnung aufgegeben, das Spiel wenigstens ansatzweise noch zu sehen. Aber man glaubt es kaum, die "maybe 5 minutes" waren zwar sehr chinesisch, aber nach 15 Minuten hatten wir ein Gate und um ca 23:45 ging es dann auch schon los Richtung Shanghai.

Gut, den Anpfiff haben wir nicht gesehen und die erste Halbzeit konnten wir, zwar mit Trikot und "Glücksgirlande" bekleidet, auch nur über den Sport1-Ticker im Taxi verfolgen, aber immerhin. (Im Nachhinein gesehen scheinen wir auch nicht allzu viel verpasst zu haben). In der Zweiten Halbzeit, mittlerweile zu Hause, hat Flo sicherheitshalber auch sein Trikot übergeworfen und wir haben uns ein obligatorisches EM-Eis gegönnt, aber es hat alles nichts geholfen. Die Kugel wollte nicht mal in die Nähe des spanischen Tores.



An uns lag es also nicht, wir haben alles in unserer Macht stehende getan.

WM 2010, wir kommen!

Weil das Wetter auch heute keine prächtigen Hong Kong-Fotos erlaubte, zeigen wir lieber schöne Aufnahme vom gestrigen Abend, als es sich etwas aufklarte. Sie bilden den atemberaubenden Blick vom Festland auf die Insel Hong Kong und vom Gipfel "Victoria Peak" über die Stadt ab.

Wir melden uns aus Hong Kong, wo das Wetter nach dem Taifun der letzten Tage noch immer recht durchwachsen ist. Es regnet viel, weshalb unser Bewegungsradius etwas eingeschränkt ist. Zum Glück ist direkt bei unserem Hotel eine Shopping Mall, die etwa so groß ist wie das Saarland. Bianka hat schon erste Stücke ins Visier genommen, und ich fürchte, bis Sonntag wird es nicht bei diesen bleiben.

Hong Kong ist anders als das China, das wir bislang erlebt haben. Der englische Einfluss ist überall greifbar. Auch die Autos fahren auf der linken Seite, was in Verbindung mit dem aus China bekannten, chaotischen Straßenverkehr bei uns für noch mehr Nervenkitzel sorgt. Insgesamt scheinen die Menschen kompetenter, offener und gehen aufrechter. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Verständigung auf Englisch möglich ist.

Heute Nachmittag haben wir im Nieselregen den Tempel der zehntausend Buddhas besucht, der auf einem der bewaldeten Hügel Hong Kongs liegt. Bereits den Pfad nach oben säumen unzählige, mannsgroße goldene Buddhafiguren. Die Tempelanlage zeigt hunderte weitere Figuren in vielen Formen und Farben.



Beeindruckend ist auch die Zahl der Insekten, die auf dem bewachsenen Weg über die Besucher herfallen. Bianka hat dankenswerterweise alle Stechmücken auf sich gezogen und mir so einen unbeschwerten Aufstieg ermöglicht. ;-) (Spontan hat sie gerade 19 Stiche gezählt.) Aber wir haben anschließend auch eine super Salbe gekauft, die das Jucken lindern soll. Wenn sie hilft und das Wetter sich weiter bessert, gehen wir morgen wieder raus. Ansonsten bleibt ja noch die Mall. :-/

In unserem Hotel gibt es Fernsehsender, die den ganzen Tag Spiele der Europameisterschaft wiederholen. Das Türkei-Spiel haben wir jetzt bestimmt schon drei Mal gesehen. Aber das Interesse an europäischem Fußball scheint auch sonst groß zu sein: In Bahnhofsnähe haben wir einen vielleicht indischstämmigen Mann mit österreichischem Trikot und der Aufschrift „Wir sind Cordoba!“ entdeckt! (Hatte ich oben wirklich kompetenter geschrieben…?)

Nach einer kurzen Nacht geht es jetzt gleich von Shanghai nach Hong Kong, wo Bianka und ich bis Sonntagabend weilen werden. Pünktlich zum Finale sind wir aber wieder zurück in der heimischen Arena.

Hauptsache Finale! Auch wenn das Spiel vom Verlauf her spannend genug gewesen wäre: Dank des chinesischen Fernsehens durften wie die Partie noch intensiver und dramatischer erleben! Von der zweiten Halbzeit haben wir insgesamt vielleicht eine Viertel Stunde gesehen. Ansonsten Ausfall des Signals aus Europa, was uns - länger als nötig gewesen wäre - die lockere Diskussionsrunde der drei chinesischen Fußballexperten auf die Mattscheibe zauberte. Da guckt man nur, während 9.000 Kilometer entfernt richtig der Bär tobt.

Weil auch nach Minuten keine Besserung in Sicht schien, haben wir das Webradio angeworfen, das sich in der Vergangheit (Rosenmontagszug 2008 *heul*) allerdings auch schon als anfällig erwiesen hatte. Doch heute früh stand die Leitung sicherer als die deutsche Abwehr, so dass wir zumindest akkustisch über den Spielverlauf informiert waren. Zwischendurch kam dann auch immer mal wieder das Fernsehbild zurück. Und wenn es mal lief, war es dem Radio etwa vier Minuten voraus, was in der hektischen Schlussphase gleichermaßen für Dramatik und Verwirrung sorgte. :-)


Das Ergebnis stimmt uns natürlich versöhnlich. Jetzt sind wir mal gespannt, wer sich im zweiten Halbfinale morgen durchsetzen kann. Finale!!! :-)